Grundlagen des Lernens
Grundlagen des Lernens
Dieses Angebot ist als Einzelperson oder als Gruppe buchbar.
Lernen ist ein Grundbedürfnis des Menschen - Grundlagen schaffen für das Lernen
Wir werden geboren und beginnen zu lernen: essen, gehen, reden, klettern, malen, schreiben, lesen, rechnen ... unser Drang nach Wissen ist das ganze Leben aktiv und wir wachsen und gedeihen daran.
Der Lernkurs bietet ihnen die Möglichkeit ihre Lernschwierigkeiten zu überwinden und mit Freude ans Lernen zu gehen.
Beim Studieren gibt es drei Hindernisse, die wir näher betrachten wollen.
Das missverstandene Wort
Text von Anne Heng
Herr Schmitz liest beim Frühstück seine Sonntagszeitung. Er nickt ab und zu beifällig und gönnt sich noch eine Tasse Kaffee. Dann wird er unwirsch: „Das ist doch unglaublich,
da werden doch im südlichen Tambadiranum Leute wegen gekochtem Obst ins Gefängnis geworfen. So ein Schwachsinn!“ Herr Schmitz blättert weiter zum Sportteil.
Sie werden es schon erraten haben: Im südlichen Tambadiranum gab es ein Komplott und Herrn Schmitz ging ein kleines „l“ durch die Lappen. Zu dumm!
Für Herrn Schmitz ist es wahrscheinlich nicht so schlimm, aber nehmen wir an, Sie wollten einen Text wirklich gründlich verstehen, dann kann einem so ein kleines Missgeschick nicht nur die Laune, sondern das ganze Wissensgebiet verderben.
Je nach Tagesform landet dann entweder das Buch im Müll oder aber man zweifelt an der eigenen Intelligenz. Beides ist bedauerlich.
Besonders verzwickt sind Wörter mit mehreren Bedeutungen. Haben Sie schon einmal einen Braten dressiert?
Abhilfe:
Wenn Sie einen Text zunächst mit Interesse gelesen haben und dann feststellen, das Sie unkonzentriert werden, dann stöbern Sie dort herum, wo es noch gut lief.
Stöbern Sie nicht nur nach einem Wort, das Sie nicht kennen ,sondern auch nach einem, von dem Sie ganz sicher annahmen, es zu kennen, doch in diesen Zusammenhang ..?
Nehmen Sie ein Wörterbuch, schlagen Sie es nach und lesen Sie dann ihren Textabschnitt noch einmal durch. Sie werden sehen, das ihre Konzentration wieder da ist.
Und die Freude am Lernen auch.
Was im Geist geschieht:
Ein missverstandenes oder unverstandenes Wort bindet Aufmerksamkeit. Wenn sie weiterlesen, wird ein Teil ihrer Aufmerksamkeit damit beschäftigt sein, etwas Unverständliches einordnen zu wollen. Je mehr Unverständliches, desto mehr Konzentrationsfähigkeit geht Ihnen verloren. Sind die unbewussten Fragezeichen verschwunden, dann ist die Aufnahmefähigkeit sofort wieder da.
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Mangel an Anschaulichkeit
Die zweite Stolperfalle ist ein Mangel an Anschaulichkeit. Um eine Sache wirklich zu verstehen, muss man sie begreifen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Stellen Sie sich einmal vor, ein Nachbar erzählt ihnen völlig begeistert von seiner neuen Straßenkehrmaschine. Zugegeben, sie können es nicht ganz nachvollziehen, wieso man als Besitzer von zehn Meter Bürgersteig eine solche braucht. Aber der Mensch ist nett und außerdem völlig begeistert. Also hören Sie ihm aufmerksam und wohlmeinend zu: „Also, das Ding ist echt kompakt und sehr beweglich!“
( bis dahin geht’s noch. Etwas kompakt- bewegliches können sie sich vorstellen, so ähnlich wie ein großer metallischer Krabbelkäfer). „Sie hat einen 4x4 Antrieb und die hydrostatische Übertragung – der Hammer! Hydraulische Hochentleerung natürlich auch. Die Saugkopfbreite war natürlich ein Problem, aber mit dem zentralen schwebenden Bürstensystem bin ich sehr zufrieden.
Gab es halt als Aufsitz oder nachlaufend“ (??).
Sie haben zugehört und versucht, sich ein Bild zu machen – von einem kompakten, metallischen 4x4- beinigen Bürstenkäfer, der saugt und sich in die Höhe entleert.
Dieses Ding läuft ihrem Nachbarn hinterher. – Und... ...das kann ja wohl nicht sein! Die Abhilfe wäre in diesem Fall sehr einfach. „Zeig mir mal das Teil“ Der Nachbar wird es Ihnen gerne vorführen.
Vielleicht dürfen Sie ja auch mal eine Runde kehren.
Bei Texten oder Vorträgen, die sich mit wenig greifbaren, also abstrakten Themen beschäftigen, gerät man sehr leicht in diese Falle.
Abhilfe:
Es ist gut, wenn man als Vortragender Zeichnungen, Bilder oder bewegliche Modelle benutzt. Tut man das nicht, so verliert man leicht den Kontakt zu seinem Publikum, das sich -
so es guten Willens ist, die absonderlichsten Bildvorstellungen zusammenreimt. Die ohne guten Willen schlafen schon.
Als Zuhörer oder Leser kann man sich Zeichnungen machen oder kleine Objekte (Büroklammen, Murmeln, Stifte) hin und her schieben, um sich Funktionen und Beziehungen klar zu machen.
Was im Geist geschieht:
Logos (Verstand) und Psyche (Gefühle) lernen optimal zusammen, wenn man ihnen diese Möglichkeit gibt. Jede Ebene auf seine Art. Logos ist gut darin,
Bedeutungen, Ideen, Konzepte anzunehmen, zu bewerten und gegeneinander abzuwägen. Aber es fehlt die Nachhaltigkeit.
Neulich dachte ich, ich hätte da wirklich was verstanden, aber jetzt erinnere ich mich nicht mehr, was das war.
Fehlt die begreifbare Anschaulichkeit, dann fühlt sich die Psyche dazu angeregt mit eigenen Bildern auszuhelfen, die mehr oder weniger dazu passen. Meistens weniger.
Wenn sie also lesen: „der Gabelgriff beim Turnen ist der Griff, bei dem der Daumen den anderen Fingern gegenübersteht“, dann will ich sehen, wie sie ihre Hand bewegen.
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Die übersprungene Lernstufe
Die dritte Falle sorgt für Verwirrung und manchmal für Verzweiflung. So mancher Ehrgeizling ist schon in sie hineingetappt. Es ist die übersprungene Lernstufe.
Frau Meier sagt nach dem Besuch einer Kunstausstellung mit Aquarellen zu ihrem Mann: „Du Paul, das will ich auch können, so schwer sieht das nicht aus und wir haben noch so viele leere Wände“.
Frau Meier meldet sich in einem Malkurs an. Nach der ersten Stunde kommt sie unzufrieden nach Hause. „Die wollen mir da zuerst Zeichnen beibringen, einen Sinn für Proportionen und Licht und Schatten soll ich kriegen, ehe ich überhaupt einen Pinsel anfassen darf. So ein Käse. Ich geh da nicht mehr hin. Ich mach einfach. Jeder ist ein Künstler, das hat doch dieser berühmte Professor aus Düsseldorf schon gesagt.” Frau Meier schwingt den Pinsel. Aber so recht klappen will es nicht. Wieso wird plötzlich alles so bräunlich gräulich? Und fließt immer, immer dahin, wo es nicht hinsoll. Das Papier wellt sich und der Pinsel tropft. Als Frau Meier schließlich aufgibt, ist sie den Tränen nahe: „Jeder ist ein Künstler nur ich nicht!“ schluchzt sie. Das ist das Ende ihrer Ambitionen und um die bildende Kunst macht sie in Zukunft lieber einen Bogen. Schade. Haben sie vielleicht das entscheidende Wort schon bemerkt? Ja, Frau Meier will es können nicht etwa lernen. Liegt es an unserer schnelllebigen Zeit, in der Bedürfnisse, kaum gedacht auch schon erfüllt werden können, das Sätze wie „ Eins nach dem Anderen“ oder „Übung macht den Meister“ so altmodisch klingen? Vielleicht. Allerdings erinnere ich mich, das auch Epikur da schon einiges zu klagen hatte.
Abhilfe:
Natürlich sollte Frau Meier wieder ihren Zeichenkurs besuchen. Mag sein, das sie sogar Freude am Lernen bekommt, wenn sie sich darauf einlassen kann. Ein kluger Lehrer würde ihr zeigen können,
dass jeder Lernschritt ein kleiner Sieg sein kann. Die ersten Anzeichen einer übersprungenen Lernstufe sind Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit. Selbst sicher geglaubte Daten verschwinden im Orbit.
Man verliert buchstäblich den Boden unter den Füssen. Der Kopf ist leer.
Wenn sie diese Symptome an sich feststellen, dann heißt es innehalten und sich erinnern, wann alles noch gut lief. Wenn sie dorthin zurückgehen, von da aus neu starten und sorgfältig eine Stufe nach der anderen nehmen, dann wird alles prima gehen.
Was im Geist geschieht:
Es ist eine Frage der Einstellung: Daten und Erfahrungen, die man nicht wertschätzt behält man nicht. Für die meisten unteren Lernstufen bekommt man noch keinen Beifall.
Es ist also wichtig, sich die kleinen Erfolge selbst zu bestätigen, Freude am Lernen selbst zu entwickeln und Träume von „standing ovations“ eine Weile zu verschieben.